Tonne mit Biomüll
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In die Biotonne kommen auch Speisereste aller Art

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Bürgerentscheid über Biotonne in Rosenheim

Soll es eine Biotonne für jeden Haushalt geben – oder der organische Abfall in Containern an Wertstoffinseln gesammelt werden? Diese Frage wird in Rosenheim nun mit einem Bürgerentscheid geklärt, der parallel zur Europawahl am 9. Juni stattfindet.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Wohin mit dem Bioabfall? Dabei geht es nicht um verwelkte Blumen und Gras, sondern um Speisereste, auch von Fleisch und Fisch, um Eier und Kaffeefilter. In eine Tonne direkt vor der Haustür, so hätte es der Rosenheimer Stadtrat gerne – oder im Bring-System zu Sammelcontainern, hoffentlich nicht zu weit entfernt? So will es der Seniorenbeirat in Rosenheim, er hat für den Bürgerentscheid gesorgt.

Der "Rentner-Rebell" von Rosenheim

Theo Auer ist einer der Anführer des Senioren-Aufstands gegen den Stadtratsbeschluss zur Biotonne. Zu aufwändig - und nutzlos außerdem, sagt er. "Wir haben ja in Rosenheim so viele wunderbare Wertstoffinseln, wo man so was deponieren könnte." Der 80-Jährige demonstriert dem Team vom BR-Studio Rosenheim, wie kurz der Weg von seiner kleinen Wohnung mitten in Rosenheim zum nächsten Sammelpunkt ist. Mit einem Eimer voller Kartoffelschalen und sonstiger Obst- und Gemüsereste marschiert er 400 Meter weit zu einer Wertstoffinsel mit einer ganzen Batterie von Containern, zwei davon für kompostierbare Abfälle. Da kann alles hinein, vom Schnittgut bis zu Bananenschalen, nicht aber gekochte Speisereste. "Aber dafür kann ja hier auch ein verschließbarer Container aufgestellt werden", meint Auer. Er sieht kein Problem in einem solchen "Bring-System" für Senioren. Wer nicht mehr mobil sei, meint er, der bekomme das Essen meist geliefert, dann würden die Reste ja auch entsorgt.

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Theo Auer, der Biotonnen-Rebell von Rosenheim

Holpriger Weg zum Ratsbegehren

Gemeinsam mit dem Seniorenbeirat der Stadt hatte Auer versucht, ein Bürgerbegehren in die Wege zu leiten. Über 3.000 Unterschriften waren rasch gesammelt, doch hatten sich ein paar formale Fehler eingeschlichen. Der Oberbürgermeister von Rosenheim, Andreas März, zeigte sich aber von der Wucht des Widerstands beeindruckt und beschloss mit dem Stadtrat ein Ratsbegehren, über das im Bürgerentscheid abgestimmt wird. "Sind Sie für die Sammlung der Bioabfälle in Rosenheim an Wertstoffinseln statt in einer Biotonne am Wohngebäude?" - So lautet die Frage auf den Wahlunterlagen, die in diesen Tagen an über 40.000 wahlberechtigte Rosenheimer verschickt wurden.

Das Konzept der Stadt für ein "Hol-System"

Stimmt also eine Mehrheit mit Nein, dann würden etwa 13.000 braune Biotonnen an die Haushalte verteilt. Ausnahmen gäbe es nur bei beengten Platzverhältnissen oder mit dem Nachweis der Eigenkompostierung. "Eine Befreiung führt nicht zu einer Reduzierung der Abfallgebühr", heißt es aber auf dem Info-Flyer zum Bürgerentscheid. Und diese Gebühren werden steigen, so oder so, sagt der Leiter des Umweltamtes, Ralf Seeburger. Allerdings wäre der Aufwand beim Hol-System mit zusätzlichen Spezialfahrzeugen und mehr Personal deutlich höher als beim dezentralen Sammelsystem.

Sollten mehr Bürger mit Ja stimmen, dann würde die Stadt zunächst an 15 der rund 80 Wertstoffinseln Container für Bioabfall aufstellen. Wie hoch jeweils der Anstieg wäre, kann Seeburger nicht sagen, das hänge von zu vielen noch unbestimmten Parametern ab.

Derzeit zahlen die Rosenheimer für eine 80-Liter Restmülltonne 169 Euro im Jahr. Sie wird wöchentlich geleert. Wenn die Biotonne käme, dann würde der Restmüll nur noch alle zwei Wochen abgeholt. Der Grund: Wenn der Bioabfall wegfällt, reduziere sich die Restabfallmenge um etwa ein Drittel, sagt die Stadt.

Die Argumente der Senioren

Besuch in einem Seniorencafé in Rosenheim: Hier sind sie alle auf der Seite von Theo Auer. Viele sagen, dass kein Platz sei für eine weitere Tonne - oder bei Wohnanlagen für ganze Batterien von braunen Biotonnen. Und alle verweisen auf die Kosten, die weiter steigen. Gerade für viele Rentner sei das ein großes Problem. Auch die Hygiene spielt eine Rolle: "Was meinen Sie, wie das stinkt im Sommer, wenn die Sonne draufscheint", sagt eine Dame. Und dass der Restmüll dann nur noch alle zwei Wochen geleert würde, das funktioniere in Rosenheim nicht, hört man von mehreren in der Runde. Warum das im Landkreis klappe, in der Stadt aber nicht, darüber gibt es nur Vermutungen.

Mehr Biotonnen als Sammelcontainer in Bayern

Bayernweit hat das Hol-System deutlich die Nase vorn: Laut Bayerischem Landesamt für Umwelt arbeiten 83 von 96 Landkreisen und kreisfreien Städten mit der Biotonne für jeden Haushalt. Die Erfahrung zeige, so heißt es, dass so deutlich mehr Bioabfall eingesammelt werden kann als über dezentrale Container, zu denen dieser besondere Müll extra hingebracht werden muss.

Verwertet wird der Bioabfall entweder in Kompostier- oder Biogasanlagen. Der Restmüll landet in Rosenheim in einem Heizkraftwerk.

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