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Orhan Pamuk: "Der Trost der Dinge" Die Faszination der Bilder – und die Geschichten dahinter

Orhan Pamuk ist einer der bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart. Und er begeistert sich für die Bildende Kunst. „Romanautoren haben Bilder im Kopf“, sagt der türkische Nobelpreisträger. Dazu eine Lesung mit Stefan Hunstein.

Stand: 17.05.2024

"Ist nicht eigentliches Ziel von Roman und Museum, unsere Erinnerungen so aufrichtig wie möglich zu erzählen und dadurch unser Glück in das Glück anderer zu verwandeln?"

(Aus 'Der Trost der Dinge' von Orhan Pamuk)

Mit Romanen wie „Rot ist mein Name“ oder „Schnee“ wurde Orhan Pamuk, 1952 in Istanbul geboren, einem breiten Publikum bekannt. Heute gehört er zu den wichtigsten internationalen Erzählern unserer Zeit. Dabei wollte Pamuk ursprünglich einen ganz anderen künstlerischen Weg einschlagen. Er träumte davon, Maler zu werden. Und traf dann doch den Entschluss: „Ich werde Schriftsteller“, so der berühmte letzte Satz seines großen Erinnerungsbuches „Istanbul“. Der Bildenden Kunst ist Orhan Pamuk dennoch treu geblieben, wie jetzt eine Ausstellung im Lenbachhaus München, mit dem Titel „Der Trost der Dinge“, zeigt.

Orhan Pamuk fotografiert, zeichnet, collagiert malt und sammelt – und ist selbst Museumsgründer, begleitend zu seinem Roman „Das Museum der Unschuld“ ist ein reales gleichnamiges Museum in seiner Heimatstadt entstanden. Zudem beschäftigt sich der Schriftsteller in seinen Ausstellungsprojekten intensiv mit der Sammlung des jeweiligen Museums und schafft eigene Interventionen zu ausgewählten Werken. Im Fall der Sammlung des Lenbachhauses hat er etwa Alfred Kubins Bild „Das große Maul“ aus dem Jahr 1898 in einen Dialog gebracht mit Bildern der Menschen und Künstlern, die ihm viel bedeuten: die Mutter, Tolstoi, Edgar Allen Poe, Virginia Woolf. „Die Museen haben sich im Lauf der Geschichte verändert“, sagt der Literaturnobelpreisträger. „Aus Aufbewahrungsorten wurden schöne Orte, säkulare Orte, an denen wir unser Menschsein entdecken können. Wir machen aus den Objekten private Geschichten. Das ist die Zukunft des Museums.“

Im Vorfeld der Eröffnung der Ausstellung war Orhan Pamuk zu Gast in München und sprach am 14. Mai in der Allerheiligenhofkirche mit Jo Lendle, Verleger des Hanser-Verlages, und mit Matthias Mühling, Direktor der Städtischen Galerie Lenbachhaus und Kunstbau, über sein Schreiben und seinen Blick auf die Bildende Kunst. Dazu las der Schauspieler Stefan Hunstein aus Pamuks Roman „Das Museum der Unschuld“, in der Übersetzung von Gerhard Meier bei Hanser erschienen.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages – ebenso von Literaturhaus München und Lenbachhaus – sind Auszüge des Abends mit Orhan Pamuk, Jo Lendle und Matthias Mühling zu finden im „Bayern 2 Podcast Buchgefühl – reden und lesen“.

Redaktion und Moderation: Marie Schoeß und Niels Beintker.


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